Wunder? – es gibt sie jederzeit

An einem tristen, eiskalten, nebligen Novembermorgen gehe ich in mein Cafe. Ich brauche den Kontakt mit anderen Menschen und bin offen für Begegnung. Mich umschauend sehe ich einen kleinen alten Mann mit zwei riesigen Hunden und eine Frau mit Reisegepäck, die in einer ähnlichen Verfassung zu sein scheint wie ich. Sie löst Kreuzworträtsel. Ich setze mich dazwischen. Mit dem Mann bin ich über die Hunde schnell im Gespräch, meine Nachbarin scheint verschlossener. Da kommt eine sehr alte Frau herein, die gebückt an einem Krückstock geht. Nachdem sie sich mit viel Mühe an einem Platz niedergelassen hat, realisiere ich, dass sie sich hier nicht auskennt: man muss sich nämlich den Kaffee selber am Tresen holen. Erkannt, getan, ich springe auf und organisiere ihr den Kaffee. Dies wiederum berührt das Herz meiner Nachbarin und binnen kurzem sind wir in einem tiefen Gespräch über das Leben. Sie wird für mich sichtbar und ich für sie. Es gibt überraschende Gemeinsamkeiten. Sie kommt aus der französischen Schweiz und praktiziert seit Jahren Yoga und Meditation. Zum Schluss reden wir Englisch miteinander. Wir verabschieden uns mit einem strahlenden Lächeln, Kälte und Nebel sind vergangen.

Ich liebe diese Momente, in denen durch alle Unterschiede hindurch der gemeinsame Grund unseres Menschseins offenbar wird. Wie es der Buddha sagt: wir wollen alle glücklich sein und Leid vermeiden und alle haben wir die Fähigkeit zu lieben. Ein klarer Geist und ein offenes Herz helfen dabei. 

Könnte das mit der Praxis des Gebens (dana paramita) gemeint sein, die alle glücklich macht?