Können wir unsere Erde noch retten?
Diese Frage hören wir oft, doch vielleicht sollten wir eher fragen: Können wir das Leben auf dieser Erde noch retten? Nein, das auch nicht, denn das Leben selbst ist unzerstörbar. Also fragen wir vielleicht, können wir das menschliche Leben, das der Tiere und Pflanzen, so wie wir es kennen und lieben, auf dieser Erde noch retten?
Naturgeschichtlich gesehen wird der Planet Erde irgendwann vergehen und selbst die Sonne wird verglühen, aber das wird in vielen Millionen Jahren geschehen. Das lehrt uns auch der Buddha, alles erscheint und alles vergeht. Also kein Grund zur Besorgnis? Oder doch? Ich frage mich, wie lange ist dieses menschliche Leben auf der Erde noch möglich? Der Klimawandel, die Erderwärmung und das Artensterben schreiten fort. Können wir den Prozess aufhalten? Können wir die Uhr zurückdrehen, das Getane ungetan machen? Können wir den Folgen unserer Handlungen entkommen?
Während unserem «Weltgespräch», in dem wir die Sorgen und Ängste zu unserer Situation ausgetauscht haben, kamen wir zum Schluss: Wir können es nicht! Der Prozess ist bereits zu weit fortgeschritten! Wirklich tiefgreifende, nachhaltige Veränderungen, die den Schalter umlegen, gibt es nicht. Wir und alle anderen fühlenden Wesen werden die Folgen unserer menschlichen Handlungen ertragen müssen. Diese Erkenntnis schuf einen Moment von grosser Ohnmacht, zugleich tiefer Verbundenheit, Berührung, Schmerz und Hilflosigkeit.
Wie soll das gehen? Was können wir tun? Hilflos zusehen, uns abwenden, uns und unsere Liebsten solange schützen und retten wie es möglich ist oder noch soviel nehmen und geniessen wie da ist, solange es da ist? All das wird uns wahrscheinlich nicht von unserer Angst befreien oder uns vielleicht nur kurzfristig mit Erleichterung erfüllen. Ich glaube, es braucht viel Stärke und Mut den Schmerz zu spüren und unsere Verantwortung wahrzunehmen.
Wenn wir im aussen nichts mehr tun können, dann bleibt uns der Weg nach innen zu unserem Schmerz und unserem Mitgefühl und es bleibt uns der Weg zu den Herzen unserer Mitmenschen, die mit uns diesen Weg teilen müssen, egal wie sie ihn gehen oder welche Meinung sie dazu haben. Wir können versuchen gemeinsam zu trauern, wir können versuchen einander zu helfen, für einander da zu sein, uns zu verstehen und uns gegenseitig beim Aus- und Durchhalten zu unterstützen. Wir können unsere Verantwortung der Erde und all ihren Bewohnern gegenüber wahrnehmen, indem wir etwas geben, statt etwas nehmen. Wir können versuchen allem Leben mit Liebe, Mitgefühl und Respekt zu begegnen. Das ist es, was wir aus ganzem Herzen tun können und auch tun sollen.