«Gegen die Ohnmacht»
hat die junge Aktivistin Luisa Neubauer (*1996) zusammen mit ihrer Grossmutter, der hochbetagten Aktivistin Dagmar Reemtsma (*1933) ein sehr persönliches Buch geschrieben. Darin wird die bewegende Lebensgeschichte der Grossmutter erzählt, deren Kindheit durch Krieg und Flucht aus Ostpreussen früh endet, und deren Vater in dieser Zeit durch die Nazi-Schergen im Konzentrationslager umgebracht wird.
Sie beginnt in den 1960er Jahren sich für Umweltfragen zu interessieren und später auch sich zu engagieren, z.B. in einer lokalen Hamburger Umweltgruppe, in der sie Jahrzehnte lang aktiv ist. Sie schreibt Leserbriefe, kommentiert das Zeitgeschehen, hält Vorträge, geht auf Demonstrationen und betreut liebevoll ihre Enkel- und Urenkelkinder. Sie lebt und handelt in dem Bewusstsein, dass ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung Verpflichtung zum Engagement ist.
Die junge Luisa wächst in einer Zeit auf, in der Umweltfragen durchaus im Bewusstsein der Menschen sind, aber vielleicht eher als Schulstoff, denn als Aufforderung sich zu engagieren. Sehr klug und berührend beschreibt sie ihren Weg, der sie aus der Vermeidung und dem Nicht-Wahrhabenwollen herausführt, zu ihrem Herzensanliegen sich für die Natur, die Wesen und eine lebbare Zukunft zu engagieren. Darin wird sie auf allen Ebenen von ihrer engagierten Oma unterstützt. In der Friday-for-future Bewegung findet sie die gleichgesinnten engagierten Menschen ihrer Generation.
Mich hat das Buch berührt und inspiriert. Es ist ein Aufruf an uns als Grosselterngeneration, uns zusammen mit den Enkeln, den Leidtragenden unserer verblendeten ausbeuterischen Lebensweise, zu engagieren.
«Gegen die Ohnmacht» von Luisa Neubauer und Dagmar Reemtsma, Verlag Tropen, 2022