Mikrofaser -blind aus Gewohnheit
Mein Schock über die Mikroplastik Verschmutzung geht tief. Im Buddhismus bedeutet Erwachen, dass wir aus dem Schlaf der Unwissenheit aufwachen, und was sehen wir dann? Die Wahrheit des Leidens, das wir uns selbst und anderen unwissentlich zufügen. Plastik kann anders als Produkte aus natürlichen Rohstoffen nicht abgebaut werden. Es sammelt sich in den Zellen der Lebewesen an. Wie unbesorgt habe ich bisher Plastik im Gebrauch. Jedes Mal gelangen dadurch Partikel in die Umwelt. Keiner sprach über die Folgen. Das ändert sich gerade. Die Schaffhauser Tageszeitung brachte einen Artikel über die Schweiz und Liechtenstein als Anführerinnen der «Plastikkrise». Das öffentliche Bewusstsein ist reif für einen Wandel, meines auch. Ich gehe in die Läden und sehe etwas anderes als bisher. Überall Hinweise auf «No Plastik», ganze Regale mit Artikeln, die so beworben werden. Sie stehen mitten im Laden, auch in den Supermärkten. Wo habe ich nur bisher hingeschaut? Sie existierten in meiner Welt einfach nicht – Blindheit wird durch Gewohnheiten verursacht.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich Gegenstände aus Kunstfasern ablehnte, aber mit der Zeit ist mein Widerstand erlahmt. Ich habe mich in den Strom der Konsumgewohnheiten hineinziehen lassen. Und jetzt? Ist es nicht verrückt, dass der Widerstand jetzt in die umgekehrte Richtung wirkt? Es ist zu teuer, es ist unpraktisch, es ist unhygienisch – stimmt alles nicht! Was sagt mir das? Alles nur Gewohnheit. Ich wundere mich, dass ich nicht an der Kasse für meinen «Luxuskonsum» von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen bestraft werde. Es ist überraschend preiswert.
Ich betrachte meinen Geist. Er verteidigt den Status quo auf ziemlich raffinierte Weise: Es nützt sowieso nichts. Was ist das für eine Art des Denkens? Ich sollte die Welt retten können. Was für ein Grössenwahn. Kein Wunder, dass ich mich ohnmächtig fühle.