Wie geht eigentlich Dankbarkeit?
Dankbar sein soll glücklich machen. Ich hatte gedacht, das wäre einfach. Man kann doch einfach dankbar sein für das, was man hat? Und wir haben ja so viel in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern. Wir haben keinen Krieg, wir haben Wohlstand und Normalität. Dankbarkeit wird auch empfohlen als Mittel gegen den Schmerz, um den Verlust unseres ökologischen Gleichgewichts besser ertragen zu können. Seien wir doch dankbar für das, was wir noch haben!!! Funktioniert das? – Bei mir nicht, offensichtlich auch nicht bei anderen.
Meine Zweifel führen zu der Frage: wie geht eigentlich Dankbarkeit? Eines Tages wird mir ein Buch des japanischen Wasserforschers Masaru Emoto geschenkt, in dem ich Antworten finde. Er beschreibt das natürliche Entstehen von Dankbarkeit. Jeder kennt es, jeder weiss es: Dankbarkeit entsteht spontan, wenn wir ein Geschenk empfangen. Die Voraussetzung für Dankbarkeit ist also die Bereitschaft zu empfangen. Wenn wir dann das Geschenk wirklich empfangen haben, erleben wir das Gefühl von Dankbarkeit.
Nehmen oder auch sich etwas verdienen, ist das Gegenteil von Empfangen, das Gefühl der Dankbarkeit kann sich nicht einstellen, weil die notwendige Grundhaltung fehlt. Aha! Denke ich, deshalb haben die Menschen in den reichen Ländern ihre Schwierigkeiten mit Dankbarkeit. Wir wollen uns nehmen, was wir verdient haben, und können dafür nicht dankbar sein.
Eine unerwartete Freundlichkeit hingegen, die uns geschenkt wird, kann uns ganz spontan in tiefe Dankbarkeit führen. Was passiert dabei? Das Herz öffnet sich, um zu empfangen und wir werden mit einem Glücksgefühl beschenkt, das wir uns mit nichts in der Welt erarbeiten können. Weil «etwas» nehmen trennt, empfangen dagegen verbindet.
Um Dankbarkeit zu leben, müssten wir uns im Empfangen üben.